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Abs­trak­te Foto­gra­fie: So setzt du All­täg­li­ches spek­ta­ku­lär in Szene

Das Spiel mit Licht und Schatten, Farbe und Perspektive gehört zu den Merkmalen der abstrakten Fotografie.

Du bist der Mei­nung, ein Bild braucht sein Motiv nicht immer eins zu eins abzu­bil­den? Oder du wünschst dir eine Metho­de, um mit dei­ner Kame­ra all­täg­li­che Sze­nen in außer­ge­wöhn­li­che Auf­nah­men zu ver­wan­deln? Dann könn­te abs­trak­te Foto­gra­fie genau das Rich­ti­ge für dich sein. UPDATED erklärt dir, was sich hin­ter der Kunst­form ver­birgt, und gibt dir Tipps für den Einstieg.

Abs­trak­te Foto­gra­fie: Was ist das?

Wenn das Motiv oder die Aus­sa­ge eines Fotos nicht klar erkenn­bar ist, spricht man von abs­trak­ter Foto­gra­fie. Anders als etwa her­kömm­li­che Land­schafts­fo­tos wol­len abs­trak­te Fotos die Wirk­lich­keit nicht eins zu eins abbil­den. Viel­mehr wer­den Mus­ter, For­men, Far­ben oder auch Flä­chen ohne ihren zuge­hö­ri­gen Kon­text präsentiert.

Anstatt der kom­plet­ten Pflan­ze samt Umfeld wird auf einem abs­trak­ten Foto zum Bei­spiel nur ein Teil des Blat­tes abge­lich­tet. Oder statt des gesam­ten Autos nur ein Teil des Kot­flü­gels. Der Grad der Abs­trak­ti­on kann aber auch noch wei­ter gehen und das Motiv bis zur voll­kom­me­nen Unkennt­lich­keit verfremden.

Klei­nes Tuto­ri­al: So ent­steht abs­trak­te Fotografie

Erzeu­gen kannst du den Abs­trak­ti­ons­ef­fekt auf ver­schie­de­ne Arten. Nähe, Per­spek­ti­ve, Unschär­fe und Bewe­gung sind dabei die ein­fachs­ten Metho­den. Sogar das gewähl­te For­mat (hoch oder quer) beein­flusst die Wir­kung des Bil­des. Am Com­pu­ter kannst du mit Bild­be­ar­bei­tungs­pro­gram­men wie Pho­to­shop, GIMP und Co. noch zusätz­lich an dei­nem Kunst­werk fei­len. Im Fol­gen­den liest du Tipps, wie du dich an die abs­trak­te Foto­gra­fie her­an­tas­ten kannst.

Abs­trak­te Fotos dank Nähe zum Motiv

Eine der ein­fachs­ten Metho­den, um ein abs­trak­tes Foto zu kre­ieren, ist es, einen unge­wohnt detail­lier­ten Bild­aus­schnitt zu wäh­len. Nut­ze hier­für ein Makro­ob­jek­tiv und gehe nah an dein Motiv her­an, sodass es nicht mehr als Gan­zes zu erken­nen ist. Auch mit ande­ren Fak­to­ren kannst du spie­len, zum Bei­spiel mit der Rich­tung, aus der das Licht kommt, der Licht­qua­li­tät (war­mes oder kal­tes Licht), der Lini­en­füh­rung im Bild und der Farbe.

Möch­test du abs­trak­te Effek­te durch Nähe erzeu­gen, besitzt aber kein Makro­ob­jek­tiv, bie­tet sich alter­na­tiv ein Objek­tiv mit mitt­le­rer bis lan­ger Brenn­wei­te (bei­spiels­wei­se zwi­schen 50 und 105 mm) an. Geh zum Bei­spiel mit einer 50-mm-Por­trät­lin­se sehr nah an dein Motiv her­an. Sogar extre­me Nähen bis 10 cm sind mög­lich. Beden­ke dabei, den Fokus auf manu­ell zu stel­len. Tust du das nicht, ver­sucht der Auto­fo­kus, dein Motiv scharf zu stel­len, was ihm auf­grund der gro­ßen Nähe aber nicht gelingt. Die Fol­ge: Dei­ne Kame­ra nimmt gar kein Bild mehr auf. Lege den Fokus bei sol­chen Nah­auf­nah­men daher immer manu­ell fest.

Alles eine Fra­ge der Perspektive

Eini­ge Moti­ve las­sen sich durch eine unge­wohn­te Per­spek­ti­ve beson­ders gut ver­frem­den und sind somit dank­ba­re Objek­te für die abs­trak­te Foto­gra­fie. Gegen­stän­de, die du sonst nur aus der Vogel­per­spek­ti­ve siehst, könn­test du zum Bei­spiel aus der Frosch­per­spek­ti­ve ablich­ten – oder umge­kehrt. Wie bei dem Zebra­strei­fen wei­ter unten, der aus einer stark ange­schräg­ten Drauf­sicht foto­gra­fiert wurde.

Extrem klei­ne oder gro­ße Bild­win­kel und unge­wohn­te Schär­fe­ver­läu­fe sor­gen eben­falls für eine unge­wöhn­li­che Perspektive.

Wenn du abs­trak­te Fotos aus unge­wöhn­li­cher Per­spek­ti­ve schie­ßen möch­test, soll­test du auf ein Sta­tiv ver­zich­ten und dei­nen Stand­ort immer wie­der ver­än­dern. Expe­ri­men­tie­re auch mit unter­schied­li­chen Kame­ra­po­si­tio­nen und scheue dich nicht, dei­ne Kame­ra zum Bei­spiel schräg oder kopf­über zu halten.

Unschär­fe gezielt einsetzen

Der Betrach­ter ist in der Regel dar­an gewöhnt, das Haupt­mo­tiv eines Bil­des scharf und klar erken­nen zu kön­nen. Setzt du hier gezielt auf Unschär­fe, erhältst du inter­es­san­te abs­trak­te Fotos. Der Effekt lässt sich auf unter­schied­li­che Arten errei­chen. Du kannst bei­spiels­wei­se auf geplan­te Fehl­fo­kus­sie­rung set­zen, also einen ande­ren Bereich scharf stel­len als nor­ma­ler­wei­se üblich. Hier­für soll­te der Fokus unbe­dingt auf manu­ell ein­ge­stellt sein.

Aber auch das Foto­gra­fie­ren durch teil­trans­pa­ren­te Gegen­stän­de sorgt für Unschär­fe-Effek­te auf abs­trak­ten Fotos. Hier­für bie­ten sich etwa Milch­glas­schei­ben, aber auch Flüs­sig­kei­ten an.

Neben her­kömm­li­chen Kame­ra­ob­jek­ti­ven und Makro­ob­jek­ti­ven bie­ten sich auch soge­nann­te Spaß-Objek­ti­ve an, um damit unge­wöhn­li­che Unschär­fe-Effek­te zu erzeu­gen. Du kannst zum Bei­spiel die fol­gen­den bei­den Objek­ti­ve ausprobieren:

“Lens­ba­by” sorgt für Bil­der mit einem zen­tra­len Schär­fe­be­reich, um den her­um sich eine ring­för­mi­ge Unschär­fe aus­brei­tet. Dank einer Tilt-Funk­ti­on kann der Schär­fe­be­reich im Motiv indi­vi­du­ell ver­scho­ben wer­den. Unter­schied­li­che zuge­hö­ri­ge Blen­den­schei­ben, die magne­tisch vor dem Objek­tiv befes­tigt wer­den, sor­gen für ver­schie­de­ne Bokeh-Effek­te. Für den Anfang emp­fiehlt es sich, ein Sta­tiv zu ver­wen­den, damit du dich ganz auf die Fokus­sie­rung kon­zen­trie­ren kannst.

Das “Sub­jek­tiv” von Her­stel­ler Mono­chrom (in Zusam­men­ar­beit mit Novo­flex) sorgt eben­falls für inter­es­san­te Effek­te und setzt vor allem auf lan­ge Belich­tungs­zei­ten. Ein Sta­tiv ist daher auch hier von Vor­teil. Zu dem Spaß-Objek­tiv gehö­ren ver­schie­de­ne Lin­sen­auf­sät­ze (Loch­blen­de, Zonen­plat­te, Acryl­lin­se und Glas­lin­se), die für unter­schied­li­che (Unschärfe-)Effekte sorgen.

Bewe­gung im Bild sorgt für abs­trak­te Effekte

Auch Bewe­gung kann bei län­ge­rer Belich­tungs­zeit (etwa 1/60- oder 1/8‑Sekunde) für abs­trak­te und vor allem dyna­mi­sche Effek­te auf dei­nen Fotos sor­gen. Dabei ist es fast egal, ob sich die Kame­ra, das Motiv oder bei­des bewegt. Die so ent­ste­hen­de Bewe­gungs­un­schär­fe lässt das abge­lich­te­te Motiv oder den Hin­ter­grund verschwimmen.

Möch­test du den Effekt nach­träg­lich in ein eigent­lich schar­fes Foto ein­ar­bei­ten, bie­ten Bild­be­ar­bei­tungs­pro­gram­me hier­für unter­schied­li­che Mög­lich­kei­ten. Nutzt du Pho­to­shop, fin­dest du den gewünsch­ten Fil­ter bei­spiels­wei­se unter Fil­ter > Weich­zeich­nen > Bewe­gungs­un­schär­fe. Hier kannst du die Inten­si­tät der Bewe­gungs­un­schär­fe und den Win­kel, in dem sie dein Motiv ver­wi­schen soll, indi­vi­du­ell anpassen.

Möch­test du ein sich bewe­gen­des Motiv auf­neh­men, emp­fiehlt sich ein Sta­tiv und eine lan­ge Belich­tungs­zeit (etwa 1/60- oder 1/8‑Sekunde). Mit­hil­fe eines Kabel- oder Funk­aus­lö­sers kannst du unge­woll­tes Ver­wa­ckeln der Bil­der vermeiden.

Um ein sta­ti­sches Motiv foto­gra­fisch in Bewe­gung zu ver­set­zen, nutzt du eben­falls lan­ge Belich­tungs­zei­ten, behältst den Foto­ap­pa­rat aber in der Hand. Pro­bie­re nun, die Kame­ra bei­spiels­wei­se aus dem Hand­ge­lenk zu dre­hen, sie auf das Motiv zu oder davon weg zu bewe­gen. Auf dei­nem abs­trak­ten Foto ent­ste­hen so jeweils unter­schied­li­che Bewegungsunschärfen.

Dank unge­wöhn­li­cher Belich­tung zum abs­trak­ten Foto

Eine beson­ders schö­ne Wir­kung haben Dop­pel- und Lang­zeit­be­lich­tun­gen auf Fotos. Die­sen Effekt kannst du dir in der abs­trak­ten Foto­gra­fie eben­falls zunut­ze machen. Hier spielt auch der Aspekt der Bewe­gung hin­ein, denn vor allem bei lan­ger Belich­tungs­zeit (etwa 1/60- oder 1/8‑Sekunde) ent­ste­hen sehr dyna­mi­sche Bil­der. Bewe­gun­gen ver­wi­schen und bei ein­fal­len­dem Licht ent­steht die belieb­te Strahlenbildung.

Möch­test du ein beweg­tes Objekt mit Lang­zeit­be­lich­tung foto­gra­fie­ren, soll­test du ein Sta­tiv benut­zen. Aber auch für sta­ti­sche Moti­ve emp­fiehlt es sich, damit dei­ne Auf­nah­me nicht unge­wollt verwackelt.

Dop­pel­be­lich­tun­gen kannst du zum einen nach­träg­lich mit­hil­fe eines Bild­be­ar­bei­tungs­pro­gramms wie Pho­to­shop errei­chen. Es gibt aber auch zahl­rei­che Spie­gel­re­flex­ka­me­ras (zum Bei­spiel die Canon EOS 5D Mark III), die direkt dop­pelt belich­te­te Bil­der auf­neh­men kön­nen. Hier fin­dest du im Kame­ra­menü den Punkt Mehr­fach­be­lich­tung, der die auto­ma­ti­sche Über­la­ge­rung von zwei oder mehr Auf­nah­men ermöglicht.

Bei­spiel: Abs­trak­te Foto­gra­fie bei einem Porträt

Abs­trak­te Foto­gra­fie bie­tet sich auch für unge­wöhn­li­che Por­trät­auf­nah­men an. Statt eine Per­son ein­fach fron­tal und gut erkenn­bar abzu­lich­ten, sorgt das Spiel mit Requi­si­ten, Licht und Co. für span­nen­de Effek­te. Auch ein­zel­ne Gesichts­par­tien las­sen sich so beson­ders beto­nen und in den Fokus rücken.

Requi­si­ten sor­gen für unge­wöhn­li­che Effekte

Schon ein ein­fa­ches Glas Was­ser kann spek­ta­ku­lä­re Effek­te erzie­len. Pro­bie­re zum Bei­spiel aus, dein Modell durch ein gefüll­tes Was­ser­glas hin­durch zu foto­gra­fie­ren. So wird die natür­li­che Anord­nung des Gesichts und die gewohn­te Bild­auf­tei­lung stark verändert:

Tipp: Nut­ze für sol­che und ähn­li­che Bil­der am bes­ten eine Por­trät­lin­se mit einer Fest­brenn­wei­te von 50 mm und stell die Blen­de auf f/8 ein. Sor­ge zudem (bei Bedarf) mit Lam­pen für gleich­mä­ßi­ges Licht, damit kei­ne uner­wünsch­ten Schat­ten dei­ne Por­trät­auf­nah­me stören.

Das Spiel mit Licht und Schatten

Anstatt für eine aus­ge­wo­ge­ne Belich­tung zu sor­gen, kannst du dir das Spiel mit (extre­men) Schat­ten zunut­ze machen. Durch geziel­te Licht­ak­zen­te etwa nur auf den Augen oder auf der Hals­par­tie setzt du die­se Kör­per­be­rei­che beson­ders in Sze­ne und lädst dei­ne Zuschau­er zu inten­si­ver Betrach­tung ein:

Tipp: Wer kei­ne Profi-Lampe(n) zur Hand hat, kann sich auch mit einer oder meh­re­ren (Taschen-)Lampen behel­fen. Tücher, Decken oder schwar­ze Pap­pe hel­fen außer­dem, den Licht­ein­fall gezielt zu steu­ern. Ver­wen­de auch hier eine Por­trät­lin­se und set­ze die Blen­de auf f/8. Hal­te den ISO-Wert gering, etwa bei 100 oder 200, und foto­gra­fie­re mit star­ker Unter­be­lich­tung. Expe­ri­men­tie­re mit den mög­li­chen Ein­stel­lun­gen, bis dir das Ergeb­nis zusagt.

Wer es nicht ganz so fins­ter mag, kann statt­des­sen auf far­bi­ge Licht­ak­zen­te set­zen. Nut­ze hier­für zum Bei­spiel eine klei­ne bun­te Lam­pe, deren Licht du durch einen schma­len Spalt auf ein­zel­ne Gesichts­par­tien dei­nes Modells lenkst. Oder du malst mit spe­zi­el­len Neon-Kunst­far­ben Akzen­te auf den Kör­per bzw. das Gesicht dei­nes Modells, die du mit­hil­fe von Schwarz­licht zum Leuch­ten bringst.

Es muss nicht immer ein kom­plet­tes Por­trät sein

Aber auch extre­me Nah­auf­nah­men gepaart mit einem (leich­ten) Unschär­fe-Effekt sor­gen für unge­wöhn­li­che Por­träts. Nimm zum Bei­spiel nur die Augen­par­tie, den Nacken oder die Lip­pen ins Bild und sor­ge so für ein­drucks­vol­le Aufnahmen.

Tipp: Für der­art nahe Por­trät­auf­nah­men brauchst du eben­falls eine Por­trät­lin­se. Stell die Maxi­malblen­de ein, also zum Bei­spiel f/1.8, und hal­te den ISO-Wert gering. Foto­gra­fie­re nun mit leich­ter Unter­be­lich­tung und vor allem ohne auto­ma­ti­schen Fokus. So kannst du gezielt mit der Unschär­fe spielen.

Abs­trak­te Foto­gra­fie lebt von Fan­ta­sie und etwas Mut

Für abs­trak­te Foto­gra­fie brauchst du nicht unbe­dingt eine pro­fes­sio­nel­le Aus­rüs­tung. Viel wich­ti­ger sind Fan­ta­sie, Geduld und der Mut, das Gewohn­te hin­ter sich zu las­sen. Schon mit ein­fa­chen Hilfs­mit­teln kön­nen so span­nen­de und unge­wöhn­li­che Auf­nah­men gelin­gen. Häu­fig genü­gen schon ein Sta­tiv und eine län­ge­re Belich­tungs­zeit und/oder ein Auge für Details, um das ver­steck­te Poten­zi­al eines Motivs zum Vor­schein zu bringen.

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