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Lang­zeit­be­lich­tung: So erzielst du fas­zi­nie­ren­de Foto-Effekte

Lange Belichtungszeiten ermöglichen tolle Lichteffekte, wie hier in einem Skatepark.

Wenn die Son­ne hin­ter dem Hori­zont ver­schwin­det, ver­wan­deln sich die grauen Stra­ßen in ein bun­tes Lich­ter­meer. Aber die­se ein­zig­ar­ti­ge Atmo­sphä­re auf einem Foto fest­zu­hal­ten, ist gar nicht so leicht. Oft fängt die Kame­ra nur ver­wa­ckel­te oder gar schwar­ze Bil­der ein. Die­ser UPDATED-Rat­ge­ber zeigt dir, wie du per Lang­zeit­be­lich­tung gesto­chen schar­fe Fotos mit fas­zi­nie­ren­den Licht­ef­fek­ten auf­nimmst. Egal, ob mit Spie­gel­re­flex­ka­me­ra oder Smartphone.

Was ist Langzeitbelichtung?

In der Dun­kel­heit gibt es zwei Mög­lich­kei­ten, ein Foto aus­rei­chend zu belich­ten: mit einem Blitz­ge­rät oder mit der Lang­zeit­be­lich­tung. Ein Blitz hat meh­re­re Nach­tei­le. Er ver­än­dert die Far­ben und zeigt nur einen Teil der Wirk­lich­keit. Auch eig­net er sich nicht für weit ent­fern­te Moti­ve. Die Lang­zeit­be­lich­tung hin­ge­gen nutzt und ver­stärkt alle vor­han­de­nen Licht­quel­len. Mit einer lan­gen Belich­tungs­zeit fällt auch bei Nacht genug Licht auf den Sen­sor, sodass das Motiv auf dem Bild zu erken­nen ist. Das kön­nen meh­re­re Sekun­den, Minu­ten oder sogar Stun­den sein.

Bewegt sich das Objekt wäh­rend der Belich­tung, wird die­se Bewe­gung auf dem Foto fest­ge­hal­ten — das Objekt ver­wischt. Ein bekann­tes Bei­spiel sind die Lich­ter fah­ren­der Autos, die bei einer Lang­zeit­be­lich­tung nur noch als bun­te Licht­strei­fen auf dem Bild zu sehen sind. Rich­tig in Sze­ne gesetzt, sehen die­se leuch­ten­den Strei­fen beson­ders anspre­chend aus, daher wer­den Lang­zeit­be­lich­tun­gen oft auch in künst­le­ri­scher Absicht eingesetzt.

Wäh­rend bei schlech­ten Licht­ver­hält­nis­sen eine Lang­zeit­be­lich­tung not­wen­dig ist, damit die Auf­nah­me nicht zu dun­kel oder gar schwarz wird, wird sie bei Tages­licht aus­schließ­lich als Gestal­tungs­mit­tel ein­ge­setzt. Hier besteht die Her­aus­for­de­rung dar­in, eine Über­be­lich­tung zu ver­mei­den: Da über die gesam­te Belich­tungs­zeit Licht auf den Sen­sor fällt, wird das Bild deut­lich hel­ler. Um eine Über­be­lich­tung zu ver­mei­den, set­zen Pro­fi-Foto­gra­fin­nen und Foto­gra­fen zudem beson­de­re Fil­ter vor die Lin­se ihrer Kamera.

Wel­che Kame­ras eig­nen sich für Langzeitbelichtungen?

  • Die klas­si­sche Spie­gel­re­flex­ka­me­ra bie­tet die bes­ten Vor­aus­set­zun­gen für pro­fes­sio­nel­le oder semi-pro­fes­sio­nel­le Auf­nah­men mit Lang­zeit­be­lich­tung: Dank der ver­schie­de­nen Ein­stel­lungs­mög­lich­kei­ten kannst du die Belich­tungs­zeit opti­mal anpas­sen. Außer­dem kannst du einen Fern­aus­lö­ser anschlie­ßen oder den ein­ge­bau­ten Selbst­aus­lö­ser ein­set­zen. Um bei Lang­zeit­be­lich­tun­gen am Tag Über­be­lich­tun­gen zu ver­mei­den, kannst du einen zusätz­li­chen Fil­ter am Objek­tiv anbrin­gen. Nimm die Fotos außer­dem im soge­nann­ten RAW-For­mat auf. So hast du spä­ter mehr Mög­lich­kei­ten zur Bearbeitung.
  • Auch mit einem Smart­phone las­sen sich beein­dru­cken­de Effek­te erzie­len. Apps wie Slow Shut­ter Cam oder Avera­ge Came­ra Pro (bei­de für das iPho­ne) simu­lie­ren die Lang­zeit­be­lich­tung. Für Android bie­tet sich Came­ra FV‑5 an. So kannst du auch mit dem Smart­phone und einem spe­zi­el­len Sta­tiv für Han­dys oder einer sta­bi­len Abla­ge Fotos mit Lang­zeit­be­lich­tung erstel­len. In den Apps fin­dest du auch wei­te­re Fil­ter oder spe­zi­el­le Einstellungen.
  • Spie­gel­lo­se Kame­ras kannst du ein­set­zen, wenn sich bei dei­nem Modell die Belich­tungs­zeit manu­ell fest­le­gen lässt. Bei hoch­wer­ti­gen, soge­nann­ten Sys­tem- oder Bridge­ka­me­ras ist das meist der Fall. Spei­che­re auch hier die Bil­der, wenn mög­lich, im RAW-Format.
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Sta­tiv – für schar­fe Lang­zeit­auf­nah­men bei Tag und Nacht

Hältst du die Kame­ra in der Hand, ist es schon ab Belich­tungs­zei­ten von 1/30 Sekun­de schwie­rig, das Foto nicht zu ver­wa­ckeln. Hier schafft ein Sta­tiv Abhil­fe. Grund­sätz­lich kannst du die Kame­ra natür­lich auch auf einen fes­ten Unter­grund stel­len, etwa auf eine Mau­er oder auf den Boden. Ein Sta­tiv ist aller­dings fle­xi­bler bei der Posi­tio­nie­rung und sorgt für eine beson­ders sta­bi­le Kame­ra­po­si­ti­on, sodass die Bil­der nicht ver­wa­ckeln können.

Um die Kame­ra auf das Sta­tiv zu schrau­ben, haben alle Spie­gel­re­flex­ka­me­ras an der Unter­sei­te ein Gewin­de. Auch die meis­ten spie­gel­lo­sen Digi­tal­ka­me­ras sind damit aus­ge­stat­tet. In der Regel han­delt es sich dabei um ein ¼‑Zoll-Gewin­de. Die Aus­wahl des Sta­tivs soll­te sich nach der Grö­ße der Kame­ra rich­ten. Dabei gilt der Grund­satz: Je grö­ßer das Objek­tiv der Kame­ra, des­to sta­bi­ler soll­te das Sta­tiv sein, damit die Kame­ra nicht kippt.

Vie­le Kame­ras arbei­ten mit einem Bild­sta­bi­li­sa­tor. Nutzt du ein Sta­tiv, kannst du den Bild­sta­bi­li­sa­tor aller­dings deak­ti­vie­ren – dein Sta­tiv sta­bi­li­siert die Kame­ra aus­rei­chend.  Angeb­lich ver­schlech­tert der Bild­sta­bi­li­sa­tor sogar das Ergeb­nis. Ursäch­lich, weil Bild­sta­bi­li­sa­to­ren im ungüns­tigs­ten Fall ver­su­chen eine nicht vor­han­de­ne Bewe­gung zu kor­ri­gie­ren und so das Bild verwackeln.

Fil­ter – für Lang­zeit­be­lich­tung am Tag

Möch­test du vor allem tags­über mit Lang­zeit­be­lich­tun­gen foto­gra­fie­ren, hilft ein Grau­fil­ter (auch „ND“ oder „Neu­tral­dich­te­fil­ter“ genannt) vor Über­be­lich­tung. Meist gelangt bei Son­nen­schein bereits nach kür­zes­ter Zeit so viel Licht in die Kame­ra, dass die Bil­der bei län­ge­rer Belich­tung kom­plett weiß, also über­be­lich­tet wer­den. Ein Fil­ter fun­giert wie eine Son­nen­bril­le für die Kame­ra und ermög­licht in den meis­ten Fäl­len über­haupt erst die Lang­zeit­be­lich­tung am Tag.

Fern- und Selbst­aus­lö­ser – Schützt vor Verwacklern

Dei­ne Kame­ra steht sicher und sta­bil auf einem Sta­tiv und trotz­dem ver­wa­ckeln die Bil­der? Das könn­te an dem kur­zen Moment lie­gen, in dem du den Aus­lö­ser drückst. Durch die­se win­zi­ge Erschüt­te­rung ver­wa­ckelt das Bild bereits. Die Lösung: Mit einem Fern­aus­lö­ser kannst du ein Bild auf­neh­men, ohne die Kame­ra zu berüh­ren. So schützt die Kame­ra vor Erschüt­te­run­gen. Dabei hast du die Wahl zwi­schen der Steue­rung per Funk, Infra­rot oder Kabel. Alter­na­tiv kannst du auch den ein­ge­bau­ten Selbst­aus­lö­ser dei­ner Kame­ra nutzen.

Oku­lar­ab­de­ckung – gegen Streu­licht & hel­le Strei­fen im Bild

Die­ses klei­ne Plas­tik­teil steckst du hin­ter den Sucher. Die Oku­lar­ab­de­ckung ver­hin­dert, dass soge­nann­tes Streu­licht durch den Sucher ein­tritt. Set­ze ins­be­son­de­re tags­über die Oku­lar­ab­de­ckung ein, damit es nicht zu einer Fehl­be­lich­tung in Form von hel­len Strei­fen oder Schlie­ren auf dem Bild kommt.

Die rich­ti­ge Belich­tungs­zeit wählen

Die rich­ti­ge Belich­tungs­zeit hängt von zwei Fak­to­ren ab: der Hel­lig­keit und gege­be­nen­falls der Stär­ke des ver­wen­de­ten Fil­ters. Grund­sätz­lich gilt: Je dunk­ler die Umge­bung, des­to län­ger die Belich­tungs­zeit. Tags­über belich­test du daher nur weni­ge Sekun­den, nachts kön­nen die Auf­nah­men der Bil­der Minu­ten oder auch Stun­den dau­ern. Möch­test du bei­spiels­wei­se nachts ein Feu­er­werk auf­neh­men, kannst du eine Belich­tungs­zeit von meh­re­ren Minu­ten wäh­len. Pro­bie­re ver­schie­de­ne Ein­stel­lun­gen aus. Gera­de im Däm­mer­licht kann der Bruch­teil einer Sekun­de bei der Belich­tung bereits einen gewal­ti­gen Unter­schied auf das fer­ti­ge Bild haben.

Tipp: Die App „NDCalc“ (Android und iOS) hilft bei der Berech­nung der opti­ma­len Belich­tungs­zeit für dei­ne Bilder.

Die rich­ti­ge Ein­stel­lung der Blen­de wählen

Die Ein­stel­lung der Blen­de bestimmt, wie viel Licht in die Kame­ra gelangt. Das beein­flusst die Schär­fe und die Hel­lig­keit des Bil­des. Je nach Licht­ver­hält­nis­sen soll­test du die Blen­de auf einen Wert zwi­schen f/8 und f/12 ein­stel­len. Bei klei­ne­ren Wer­ten wird die Blen­de sehr weit geöff­net, mit dem Effekt, dass nur Objek­te sehr nah am Objek­tiv scharf abge­lich­tet wer­den, Schär­fen­tie­fe hin­ge­gen ist nicht gege­ben. Die­ser soge­nann­te Bokeh-Effekt ist aller­dings sehr beliebt, sodass vie­le aktu­el­le Smart­phone-Kame­ras ihn inte­griert haben.

Der rich­ti­ge ISO-Wert für die Langzeitbelichtung

Der ISO-Wert soll­te mög­lichst tief ste­hen, etwa auf 100. Die­sen nied­ri­gen Wert gleicht die lan­ge Belich­tungs­zeit aus, da dann im Ergeb­nis wie­der aus­rei­chend Licht durch den Sen­sor kommt und das Bild schön aus­ge­leuch­tet wird. Deut­lich höhe­re ISO-Wer­te als etwa 800 füh­ren zu einem soge­nann­ten Bild­rau­schen, also einem sehr grob­kör­ni­gen Bild.

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So führst du eine Lang­zeit­be­lich­tung durch

  1. Motiv und geeig­ne­ten Stand­ort wählen.
  2. Sta­tiv an die Kame­ra schrau­ben und auf­stel­len. Wenn vor­han­den: Kabel­aus­lö­ser anschlie­ßen und Fil­ter aufschrauben.
  3. Kame­ra aus­rich­ten und fokus­sie­ren, dafür auf „manu­el­len Fokus“ stel­len, am Objek­tiv kann dafür ein Reg­ler von AF auf MF gescho­ben werden.
  4. Blen­de und Belich­tungs­zeit einstellen.
  5. Aus­lö­sen.
  6. Abwar­ten, bis das Bild fer­tig belich­tet wur­de, dann erst die Kame­ra berühren.

Feu­er­werk & Licht­strei­fen in der Nacht foto­gra­fie­ren – so geht’s

Licht­strei­fen vor­bei­fah­ren­der Autos per Lang­zeit­be­lich­tung fest­zu­hal­ten ist so etwas wie ein Klas­si­ker der Foto­gra­fie. Stel­le dich für dei­ne Auf­nah­me mit einem Sta­tiv an eine Stra­ße oder auf eine Brü­cke. Letz­te­re soll­te nicht zu sehr durch die dar­un­ter fah­ren­den Autos erschüt­tert wer­den. Bei kom­plet­ter Dun­kel­heit stel­le die Blen­de auf einen Wert zwi­schen f/8 und f/12 und den ISO-Wert auf 100. Star­te mit einer Belich­tungs­zeit von einer Minu­te und erhö­he die­se lang­sam, um den Effekt suk­zes­si­ve zu ver­stär­ken. Hier gilt es, etwas aus­zu­pro­bie­ren. Mit den glei­chen Ein­stel­lun­gen kannst du auch ein Feu­er­werk ablich­ten. Auch die­ses Motiv spielt wun­der­bar mit der Bewe­gung des Lichts. Eben­falls ein­drucks­voll, wenn auch nicht ganz unge­fähr­lich: Auf­nah­men eines Gewitters.

Wol­ken­mee­re & nebel­ar­ti­ges Was­ser am Tag foto­gra­fie­ren – so geht’s

Auch am Tag fin­dest du span­nen­de Moti­ve für eine Lang­zeit­be­lich­tung. Die län­ge­re Belich­tungs­zeit führt dabei zu inter­es­san­ten und fast unwirk­li­chen Effek­ten: Wol­ken ver­schwim­men zum Bei­spiel zu einem grau­en Strom, Was­ser wird schein­bar zu Nebel. Ins­be­son­de­re Moti­ve, die sich gleich­mä­ßig bewe­gen, erge­ben fas­zi­nie­ren­de Bil­der, etwa Wel­len an der Küs­te, ein Getrei­de­feld im Wind, ein Bach, Was­ser­fäl­le oder ein leicht bewölk­ter Himmel.

Nut­ze für dei­ne Auf­nah­men einen Grau­fil­ter und stel­le die Blen­de abhän­gig von der Stär­ke des Fil­ters ein. Ist der Fil­ter eher schwach, musst du stär­ker abblen­den. Stel­le die Blen­de auf Wer­te zwischen f/8 und f/12 ein und wäh­le einen ISO-Wert von 100. Die Belich­tungs­zeit hängt von den herr­schen­den Licht­ver­hält­nis­sen ab. An einem wol­ki­gen Tag belich­test du län­ger als an einem sehr son­ni­gen Tag. Star­te mit einer kür­ze­ren Belich­tungs­zeit von 10 Sekun­den und arbei­te dich langsam hoch. Ver­giss auch das Sta­tiv nicht, um ein Ver­wa­ckeln der Bil­der zu verhindern.

Mit Licht malen – so geht’s

Wenn du in der Dun­kel­heit Auf­nah­men machst, kannst du zusätz­li­che Licht­quel­len, wie eine Wun­der­ker­ze oder eine Taschen­lam­pe, als Zei­chen­stift benut­zen und im wahrs­ten Sin­ne des Wor­tes mit Licht malen: Befes­ti­ge dazu die Kame­ra auf einem Sta­tiv und stel­le die Blen­de auf Wer­te zwi­schen f/8 und f/12 ein. Die Belich­tungs­zeit soll­test du je nach Motiv­auf­wand wäh­len. Wenn du zum Bei­spiel mit einer Wun­der­ker­ze ein Herz “malen” möch­test, brauchst du dazu etwa 5 Sekun­den. Nut­ze dabei auch ver­schie­de­ne Hilfs­mit­tel. Schrau­be bei­spiels­wei­se einen Grau­fil­ter vor die Lin­se oder decke den Sucher mit einer Oku­lar­ab­de­ckung ab.

Fotos die lan­ge im Gedächt­nis bleiben

Egal, für wel­che Tages- oder Nacht­zeit du dich ent­schei­dest, pro­bie­re ein­fach ver­schie­de­ne Ein­stel­lun­gen dei­ner Kame­ra aus. Begin­ne Sie mit einer kur­zen Belich­tungs­zeit, und tas­te dich lang­sam an län­ge­re Zei­ten her­an, um zu sehen, wel­che Effek­te du mit Licht errei­chen kannst.

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